Foto: shuttrz.com / Sören Pröpper
30. JANUAR 2023
Zwei Comebacks bringen Kellerkinder zurück in die Erfolgsspur
Gleich zwei Mal sorgte der DTV für größtmögliche Dramatik: Am Donnerstag gelang durch ein 75:72 der Halbfinaleinzug im WBV-Pokal und am Samstagabend setzten die Kellerkinder noch einen drauf. Nach einem zwischenzeitlichen Rückstand von 20 Punkten gewannen die Deutzer doch noch mit 105:113 nach Verlängerung in Haspe.
Halbfinaleinzug gegen Bonn
Lange sah es danach aus, als würden die Kellerkinder wieder im Viertelfinale des Pokalwettbewerbs die Segel streichen müssen. In einer holprigen ersten Halbzeit lagen die Gastgeber teils zweistellig in Rückstand, ehe kurz vor dem Seitenwechsel noch ein Zwischenspurt zum 32:37-Pausenstand gelang.
Die große Trendwende blieb im dritten Viertel zunächst aus. Im Gegenteil wirkten die Bonner weiterhin wie die Mannschaft, die mehr nach dem Pokal gierte. Bis auf 36:50 wuchs der Abstand an. Doch dann legten die Kellerkinder doch noch den Schalter um und verkürzten auf 51:54 nach drei Vierteln.
Den besseren Start ins letzte Viertel erwischten wiederum die Gäste (51:59). Die Deutzer blieben jetzt aber hartnäckig. Knapp drei Minuten vor dem Ende wurde das stetige Anrennen mit einem ersten kleinen Teilerfolg belohnt. Elijah Jenkins glich die Partie erstmals seit Ende des ersten Viertels aus (67:67).
Erneut hatte Bonn zunächst eine Antwort parat (67:71), die Joe Koschade wenige Augenblicke später per Dreier konterte (71:71). In der Schlussminute vergab Deutz zunächst die Chance auf die Führung und Bonn eroberte sie per Freiwurf zurück (71:72). Elijah Jenkins krönte seine starke zweite Halbzeit im direkten Gegenangriff per Dreier zum 74:72 – der ersten Führung seit dem 16:13.
Die Deutzer Verteidigung hielt – unter der lautstarken Anfeuerung der Fans – den letzten Angriffen Bonns stand und somit war der Einzug ins Halbfinale perfekt. Mittlerweile steht schon fest, dass die Kellerkinder in der Karnevalswoche nach Ibbenbüren reisen müssen.
Aufholjagd gegen Haspe wird in der Verlängerung belohnt
Zwei Abende später stand schon das nächste wichtige Spiel auf der Agenda. Gegen Haspe, ein sieggleicher Konkurrent im Playoffrennen, hatte sich das Team vorgenommen, den nächsten wichtigen Schritt Richtung Qualifikation für die Playoffs zu erreichen.
Doch der Start in die Partie ging in die Hose. Schnell liefen die Kellerkinder einem 8:0- bzw. 14:5-Rückstand hinterher, weshalb eine frühe Auszeit nötig war. Bis zum Viertelende kamen die Gäste nun besser ins Spiel. Besonders Julian Litera war offensiv der Aktivposten. Defensiv fehlte jedoch weiter der Zugriff und das 25:17 war nur folgerichtig.
Gerade als sich die Kellerkinder wieder in die Partie herangearbeitet und in Person von Chris Fröhlingsdorf auf 27:24 verkürzt hatten, ließen sie sich wieder die Butter vom Brot nehmen. Ein 20:3-Lauf der Hasper sorgte wieder für klare Verhältnisse (47:27). Bis zur Halbzeit blieb dieser Abstand bestehen (54:35). Bis hierhin hatten das Team die bewährten Kellerkinder-Tugenden vermissen lassen. Besonders beim Rebounding fehlte jeglicher Willen.
Somit begann von der ersten Minute der zweiten Halbzeit an ein denkwürdiges Entgegenrennen gegen einen scheinbar unsichtbaren Widerstand. Mit ganz anderer Energie kamen die Kellerkinder aus der Kabine und arbeiteten sich durch Kapitän Philipp Pfeifer schnell auf 59:46 heran.
Doch Haspe parierte fortan alle weiteren Annäherungsversuche. Gleichzeitig steigerte sich die Intensität im Deutzer Spiel von Minute zu Minute. Damit einhergehend erhöhte sich auch die Zielstrebigkeit in der Offense. Beim 75:63 nach drei Vierteln schien grundsätzlich noch alles möglich zu sein.
Allerdings blieb auch im vierten Viertel das Bild lange Zeit unverändert: Mit einer aggressiven Presse betrieben die Deutzer viel Aufwand in der Verteidigung, mussten jedoch immer wieder kleine Nackenschläge verkraften und ihrer foulintensiven Spielweise Tribut zollen, da Haspe Punkt um Punkt an der Freiwurflinie ergatterte. So lag Haspe viereinhalb Minuten vor dem vermeintlichen Ende immer noch mit 87:73 in Führung.
Ab hier bewiesen die Kellerkinder, dass Wille manchmal tatsächlich Berge versetzen kann. Joe Koschade und Elijah Jenkins übernahmen in der Offensive und der permanente defensive Druck machte sich nun auch mehrmals am Stück bezahlt. Innerhalb von zwei Minuten hatten die Deutzer den Rückstand halbiert (89:82) und waren erstmals nur noch einstellig in Rückstand.
Doch die Kellerkinder waren noch nicht am Ziel. Zwar legten der überragende Nainoa Schmidt und Joe Koschade weitere Dreier hinterher, doch Haspe zeigte sich von der Freiwurflinie nahezu tadellos. Als Haspes Cikara auf 96:90 bei 50 Sekunden verbleibender Spielzeit erhöhte, schienen sich die Gastgeber doch noch den Sieg auf der Zielgeraden sichern zu können. Auszeit Deutz.
Der anschließende Deutzer Wurf verfehlte sein Ziel und bei 45 Sekunden Restspielzeit und Hasper Ballbesitz schien das Spiel nun fast entschieden zu sein. Doch Deutz kämpfte. Direkt aus der Presse gelang ein Ballgewinn, der zu zwei verwandelten Freiwürfen führte (96:92). Erneut stellten die Deutzer ihre Presse auf, forcierten einen überhasteten Angriff, klauten den Ball und konnten im Fastbreak durch zwei Freiwürfe von Julian Litera auf 96:94 weiter herankommen. Auszeit Haspe bei noch 20 Sekunden.
Und ein weiteres Mal schlug die Deutzer Presse zu. Dieses Mal verursachte Nainoa Schmidt den Ballverlust, indem er seinem Gegenspieler den Weg abschnitt und dieser ins Aus dribbelte. Auszeit Deutz bei noch 18 Sekunden.
Wieder verfehlte der erste Wurf sein Ziel, doch dieses Mal war Chris Fröhlingsdorf beim Rebound zur Stelle und erzielte im Rückwärtsfallen den lange nicht mehr für möglich gehaltenen Ausgleich – noch 8,6 Sekunden und letzte Auszeit Haspe.
Das Resultat war das gleiche wie zuvor: der Deutzer Druck sorgte für einen weiteren Hasper Turnover, sodass plötzlich sogar noch 3,7 Sekunden für einen letzten eigenen Wurf verblieben. Obwohl sie das ganze Feld überbrücken mussten, gelang der Fünf auf dem Feld sogar ein passabler Wurf, der knapp auf Höhe der Dreierlinie in den Ring hineinguckte und dann wieder herauskullerte. Verlängerung.
In der Verlängerung hatten die Kellerkinder nun klar das Oberwasser. Mit großer Spielfreude im Angriff und weiterhin hoher Intensität in der Verteidigung übernahmen sie erstmals in der Partie die Führung. Besonders Chris Fröhlingsdorf war nicht zu stoppen. Nach mehreren eigenen Punkten bediente er mit einem grandiosen Anspiel Elijah Jenkins an der Dreierlinie, der zum 101:107 einnetzte.
Für die Entscheidung sorgte wenige Augenblicke später der Spieler des Abends. Mit seinem dritten Dreier in seinem dritten Versuch krönte Nainoa Schmidt seine hervorragende Leistung und schraubte den Vorsprung auf 105:112.
Nach dem finalen Buzzer war die Freude auf Deutzer Seite riesig, wie auch ein euphorisierter Nils Müller bestätigte:
„Es ist unmöglich mit wenigen Worten zu beschreiben, was wir gegen Bonn und insbesondere gegen Haspe geleistet haben. Es gibt unzählige Momente von allen Spielern, ob verletzt oder nicht, die uns zu dieser Leistung verholfen haben. Mehr Charakter kann man nicht zeigen! Ich bin einfach nur stolz und glücklich, Teil dieser Mannschaft zu sein.”
Weiter geht es in der kommenden Woche mit einem Heimspiel am Samstagabend um 18:30 Uhr im Reitweg gegen die HammStars. Nach der 93:86-Niederlage im Hinspiel wäre ein Sieg enorm wichtig, um weiterhin auf Playoffkurs zu bleiben. Die Kellerkinder freuen sich dabei über jede Unterstützung!
1,2,3…Kellerkinder!